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Heute am Ehrenmal in Meißen

Foto: Andreas Graff

Eine Minute zum Nachdenken und viele gute Gespräche


Dem Aufruf, heute Vormittag zum Gedenk- und Ehrenmal für die Opfer des Nationalsozialismus in den Käthe-Kollwitz-Park zu kommen, folgten ungefähr 30 Personen, darunter u. a. viele ältere Menschen, aber auch Eltern mit ihren Kindern, Schülerinnen und Schüler sowie Vertreter der Linken, der Bürgerinitiative „Meißen kann mehr“, des Bündnisses „Buntes Meißen“ und der SPD. Am Tag zuvor hatte Andreas Graff durch die Versendung von Fotos darauf aufmerksam gemacht, dass das Ehrenmal durch würdelose Schmierereien geschändet wurde. was auch die Sächsische Zeitung berichtete. In der Zwischenzeit hatten Angestellte der Stadtverwaltung die Verschmutzungen schnell und gründlich beseitigt.

Was mich persönlich heute Vormittag bewegt hat, waren drei Dinge:

Erstens: wie wichtig und wertvoll es ist, den öffentlichen Raum zu füllen mit Aktionen, Gesten und Botschaften, die der um sich greifenden Ignoranz, der Gleichgültigkeit und der Destruktion der Menschlichkeit etwas Positives entgegensetzen. 

Zweitens: wie wohltuend es sein kann, gemeinsam in Stille und Nachdenklichkeit beieinander zu sein. Es müssen nicht immer große Worte und Gesten sein. Ich haben es als kleines, aber eben auch starkes Zeichen empfunden, dass Blumen am Ehrenmal abgelegt wurden. Wir werden die nicht vergessen, die für uns gelitten und gekämpft haben und die für ein friedliches und demokratisches Deutschland gestorben sind. 

Drittens: wir sollten uns gemeinsam überlegen, wie es gelingen kann, der nachwachsenden Generation einen Zugang zu dem zu verschaffen, was uns so wichtig ist. Vielleicht war es ja gar kein ausgewachsener Nazi, der das Andenken an die Gegner und Opfer der Nazi-Herrschaft verhöhnen wollte.

Vielleicht war es „nur“ ein dummer Junge, der nichts dabei fand, ein Denkmal zu beschmieren. Wir wissen es nicht. Was wir mit Sicherheit wissen, dass sich aus Dummheit und Gleichgültigkeit weitaus schlimmere Dinge entwickeln können. Aus dem „dummen Jungen“ kann sehr schnell ein Nazi werden, wenn er nicht aufgeklärt und zur Ordnung gerufen wird. Hier liegt eine Aufgabe, deren Erfüllung uns niemand abnimmt. 

Frank Richter, MdL

19. Juni 2020 

Foto: Andreas Graff