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Ingolf Brumm im Interview

Der engagierte Meißener Bauunternehmer, Stadtrat und Mitinitiator der Initiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“ Ingolf Brumm ist Preisträger des Radebeuler Couragepreises 2020 in der „lokalen Dimension“.

Herr Brumm, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von der Ehrung durch den Couragepreis-Verein erfuhren? 

Ingolf Brumm: Ich war sehr überrascht und hab mich gleich gefragt: wieso eigentlich einen Preis in Radebeul und nicht Meißen? Aber natürlich habe ich mich sehr gefreut.

Sie sind Meißner mit Leib und Seele, ehrenamtlicher Stadtrat, Unternehmer und Mitbegründer der Bürgerinitiative „Meißen kann mehr“. Sie opfern einen Großteil Ihrer Freizeit für das Gemeinwohl. 

Ingolf Brumm: Ich bin Ur-Meißner und habe mein ganzen Leben hier verbracht. Ich habe den Verfall in der DDR erlebt und den Aufbruch danach, wo sich so viel Positives entwickelt hatte. Als Bauunternehmer sehe ich die Probleme in der Stadtentwicklung. Die ersten 10 Jahre nach der Wende wurde wie verrückt gebaut, Meißen wurde wieder schön, an fast jedem Haus waren Blumenkästen dran. Und nun erlebe ich leider wieder viel Negatives, stadtgestalterisch wie politisch. Die Leute sind abgestumpft, denken nur an sich. Das lässt mich nicht kalt – hier muss man sich engagieren, damit Meißen nicht zurückbleibt. 

Was motiviert Sie und woher nehmen Sie die Kraft für all das Engagement? 

Ingolf Brumm: Die Kraft kommt aus der Liebe zu Meißen. Ich fahre zwar gern mal in die Welt, aber wenn ich 3 Tage den Dom nicht mehr sehe, dann muss ich wieder zurück. Die wichtigste Kraft aber ist meine Frau … und auch meine Firma. 

Was bedeutet für Sie das Wort „Courage“? 

Ingolf Brumm: Courage ist für mich das Gegenteil von Wegducken und Bequemlichkeit. 

Wie beurteilen Sie den Zustand unserer Gesellschaft? 

Ingolf Brumm: Die Gesellschaft driftet auseinander. Darin sehe ich eine große Gefahr. Den einen geht es immer besser, den anderen immer schlechter. Das sehe ich nicht nur wirtschaftlich, auch die Bildung unterteilt in Klassen und Schichten. Und es gibt enorme Bildungsdefizite. Ich habe dieses Jahr keinen Lehrling! Wohin soll sich das entwickeln, wenn das Rüstzeug nicht mehr aus der Schule kommt? Das ist kein Vorwurf an die Jugendlichen, sondern an die Gesellschaft der letzten 30 Jahre. Es wird kaum noch Zeitung gelesen. Die mediale Entwicklung übers Internet mit rechten Gedanken und Verschwörungen macht mir Sorgen. Ich sehe da eine starke Orientierungslosigkeit.

Haben Sie einen Wunsch, den Sie den Lesern verraten möchten? 

Ingolf Brumm: Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr vom Ich zum Wir kommen. Ich wünsche mir Frieden auf dieser Welt nicht nur im Großen sondern auch im Kleinen – hier in der Stadt Meißen.

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