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Je t‘aime Paris

Foto: Hannah Schmidt

„Mama, heute war ein schöner Tag“, flüsterte ich im Januar 

Heute habe ich ein weiteres kleines Stück Paris-Liebe zurückerkämpfen können. 

Ich habe meine Schuhe angezogen und bin nach draußen gegangen. 

Ich habe ja gesagt, nicht nein. Und das hat sich gut angefühlt, einfach gut. 

Und dann stand ich da, die Kopfhörer in meinen Ohren, über mir Sacré-Coeur und unter mir Paris. Diese Stadt, die niemals dunkel ist und doch so finster sein kann. Diese Stadt die laut und voll ist und man sich doch hier am einsamsten fühlen kann. Das habe ich gelernt in den letzten Wochen. Doch dann, dann stand ich heute auf diesen Treppen und unter mir lag diese Stadt und ich musste lachen, ganz intuitiv, wie von selbst.

Es ist nicht alles wie vorher, muss mich erst neu zurecht finden in dieser neuen alten Welt. 

Zu sehr vermisse ich unsere Zeit und Gespräche, unsere Umarmungen.

Aber heute war ein guter Tag. 

Und ich weiß nicht, wie es morgen sein wird, habe keine Ahnung. Aber das zählt gerade nicht. 

Jetzt ist Jetzt. Morgen ist Morgen. 

Das sind meine Gedanken aus den ersten Januar Tagen. Warum ich das erzähle? Weil es meinen Monat, diesen ersten Monat in diesem neuen Jahr, welches sich so unverändert gleich anfühlt, so gut beschreibt. 

Ich bin aus Deutschland zurückgekommen. Aus der einen Welt, in die andere Welt gehüpft, welche unterschiedlicher nicht sein können. Welche ich beide liebe, auf ihre eigene Art und Weise, aber das musste ich erst wieder erkennen. 

Und dann, dann ist der Januar langsam und träge vorangegangen. Und ich mit ihm. Anders als in den letzten ersten Monaten eines neuen Jahres, gibt es kein anderes Lebensgefühl. Denn anders als in den letzten ersten Monaten eines neuen Jahres, ist so viel gleichgeblieben. 

Unverändert. Und das frustriert. Uns alle.

Arbeiten. Spazieren. Ausgangsperre ab 18 Uhr. 

Und dann diese Gedanken: 

„Eigentlich wöllte ich doch und könnte so viel. Eigentlich würde ich gern und gleich noch viel mehr. Zumindest sollte ich doch, so wurde mir gesagt und müsste jetzt, so habe ich immer gedacht. Eigentlich träume ich gern, aber nur wenn es auch in Erfüllung gehen kann und versuche dann, immer wenn ich kann.“

Meinte ich nicht noch vor ein paar Monaten „Also lasst uns keine Konjunktive bilden, sondern lasst es uns einfach machen.“? Und jetzt, jetzt fühlen wir uns so oft belegt, irgendwie, unbelebt. Und eigentlich geht es uns gut, weil eigentlich nichts passiert. Und das ermüdet und erwütet. Uns. 

Der Januar hat sich angefühlt, wie auf einem Wartegleis. Fragend. Unsicher. 

Wir klammern uns fest an den guten Tagen. Und sind einverstanden mit den schlechten.

Und trotzdem war es ein guter Monat, weil wir trotzdem erlebt und gelebt, geplant und geträumt, versucht und unternommen haben. Wir haben frische Luft bei unserem Mitfreiwilligen in den Bergen von Izieu, bei Lyon, geatmet, WG-Abende für uns entdeckt und sind Inliner an der Seine gefahren – bis zum Eiffelturm und zurück.

Und es hat geschneit. Paris im Schnee.  

Und ich weiß nicht, ob der Februar anders werden wird. Das weiß keiner von uns. 

Aber eine gute Freundin meinte in den letzten Tagen zu mir: 

„Es gibt einige Dinge, auf die kann man sich verlassen. Dass morgen die Sonne aufgeht. Und dass alles wieder gut werden wird, irgendwann. Nicht sofort, nicht linear, aber irgendwann. Versprochen.“ 

Und halten wir uns nicht alle daran fest?

An den Sonnenaufgängen. Die am Himmel. Die in uns. 

Und heute war ein guter Tag. 

Und ich weiß nicht, wie es morgen sein wird, habe keine Ahnung. Aber das zählt gerade nicht. 

Jetzt ist Jetzt. Morgen ist Morgen.

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