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Skandalös, schamlos und peinlich

Den Sächsischen Verdienstorden erhalten satzungsgemäß Persönlichkeiten, die „außergewöhnliche Leistungen“ für das Wohl der Allgemeinheit erbracht haben. 

Theo Müller – bekannt als Multimilliardär, Inhaber von „Müller-Milch“, Empfänger von steuerfinanzierten Fördermitteln und als Steuerflüchtling – erhielt vor wenigen Tagen diesen Orden. Ministerpräsident Michael Kretschmer fuhr in die Schweiz, um die Übergabe des Ordens persönlich vorzunehmen. 

Mutmaßliche Kosten des Ganzen: 20 000 €, beglichen (natürlich!) aus Steuermitteln. 

In seiner Ansprache anlässlich der Ordensübergabe soll Theo Müller laut Sächsischer Zeitung vom 15.9.2021 formuliert haben, dass die Auffassung, der gute Unternehmer erhalte Lob, weil er seine Erfüllung darin sieht, der Allgemeinheit zu nützen, nicht „unbedingt seinen Überzeugungen“ entspricht. Einem guten Unternehmer ginge es „Erstens um Gewinn, zweitens um Gewinn und drittens um Gewinn.“ 

Nackter und unverschämter hat sich kapitalistischer Ungeist selten offenbart. Was Müller sagt und tut, zerstört die Grundlagen von Gesellschaft und Demokratie. Dass Herr Kretschmer auf Kosten des Steuerzahlers ins Steuerflüchtlingsland fährt und dem Steuer-Zahlungs-Verächter den Sächsischen Verdienstorden hinterherträgt, schlägt dem Fass den Boden aus. Es ist schlechtes Kino. Es ist peinliche Politik. Es macht Sachsen lächerlich. 

Es ist skandalös und es ist schamlos. 

Frank Richter 

Hier gehts zu einem Beitrag im MDR-Sachsenspiegel

Zum Thema ein Leserbrief von Martin Döring erschienen in der SZ und den DNN