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SPD-Landtagsfraktion würdigte Alfred Roßner anlässlich des 75. Jubiläums der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau

Foto: Frank Berger

Am Montag, 27. Januar 2020, dem 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau, besuchten die MdL Simone Lang und Frank Richter gemeinsam mit Henriette Kretz, einer 86-jährigen Überlebenden des Holocausts, die Stadt Falkenstein im Vogtland, um Alfred Roßner zu gedenken und zu ehren. Roßner (1906-1943) war ein Unternehmer in Falkenstein. In der Zeit der NS-Diktatur tat er alles in seiner Macht Stehende, um Juden vor der Ermordung zu bewahren. Für seinen Einsatz zur Rettung verfolgter Juden wurde Alfred Roßner mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ in Yad Vashem postum geehrt.

Frank Richter, Sprecher für Erinnerungskultur der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, sagte dazu: „Der Unternehmer Alfred Roßner aus dem vogtländischen Falkenstein starb im Dezember 1943 unter ungeklärten Umständen, nachdem er von der Gestapo verhaftet worden war. Warum? Weil er eine große Zahl von Juden in dem von Deutschen besetzten Polen vor der Deportation ins Konzentrationslager gerettet hatte. Alfred Roßner kann zu Recht als ,Oskar Schindler des Vogtlandes‘ bezeichnet werden. Oskar Schindler überlebte den Zweiten Weltkrieg. Alfred Roßners Wirken wurde von der Gestapo entdeckt. Er wurde im Alter von nur 37 Jahren, einen Tag nach seinem Geburtstag, getötet. Der Menschenfreund Alfred Roßner musste sterben, weil er sich in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte unter schwierigsten und gefährlichsten Umständen zutiefst menschlich verhalten hat. Alfred Roßner stand und steht für das andere, für das gute und menschenfreundliche Deutschland. Es waren Schülerinnen und Schüler der Oberschule Falkenstein, die mich durch ihr akribisch gearbeitetes und beeindruckendes Ausstellungsprojekt auf das Schicksal Alfred Roßners aufmerksam gemacht haben.

Wir verneigen uns vor diesem Mann, an den auf dem Friedhof von Falkenstein, dem Ort seiner Kindheit und Jugend, erinnert wird. Es waren Juden, Mitmenschen und Zeitgenossen, die wegen des Mutes und des Mitgefühls von Alfred Roßner das Grauen der Nazizeit überlebt haben, die dafür sorgten, dass er 1995 postum in Yad Vashem, der bedeutendsten Gedenkstätte an die Shoa, als ,Gerechter der Völker‘ geehrt wurde. Wir verneigen uns vor dem Leben, dem Schicksal und der Herzensbildung dieses Mannes. Sollten wir ihn als Helden bezeichnen? Ich weiß es nicht. Wir wissen, dass er sich bewahrt hat, was niemals verloren gehen darf, so schwierig die Zeiten und Umstände auch sein mögen: Unser unbedingte Wille, in jedem anderen Menschen immer zuerst den Mitmenschen zu erkennen, der dasselbe Recht auf Leben, auf Zuwendung und auf Glücklichsein besitzt wie wir. Wir erinnern uns an das Vorbild Alfred Roßners in einer Zeit, in der sich erneut, völkisches, rassistisches und nationalistisches Denken breit macht und zu verbrecherischen Taten führt. Das muss uns – gerade vor dem Hintergrund deutscher Geschichte – zutiefst beschämen. Die Erinnerung an Alfred Roßner mahnt uns. Und sie ermutigt uns. Der Titel des Falkensteiner Schülerprojektes, ein Zitat aus dem jüdischen Talmud, bringt es auf den Punkt: Wer ein einziges Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt.“

Artikel in der Freien Presse hier